Wut, Angst oder Freude? Die wahren Gefühle hinter dem Wahlkampf 2025
Die sozialen Medien – allen voran Instagram, Facebook und TikTok – sind während jedes Wahlkampfs Mittelpunkt moderner Wahlkampfführung. In unserer aktuellen Analyse untersuchen wir die Auswirkung der vermittelten Emotionen im aktuellen Bundestagswahlkampf: Welche Emotionen werden von den deutschen Parteien auf Social Media vermittelt und welche Auswirkungen hat das auf die Interaktionsrate und Reichweite?
Wir haben über 300 Posts, die die Parteien zwischen 6.11. und 3.12.2024 auf Facebook, Instagram und TikTok veröffentlicht haben, KI-gestützt analysiert und die von ihnen kommunizierten Emotionen aufgeschlüsselt.
Wütende Posts werden am häufigsten geteilt – und sind am erfolgreichsten
Analysiert man die Posts aller Parteien gemeinsam, zeigt sich, dass die vorrangig kommunizierte Emotion in diesem Bundestagswahlkampf Wut ist. Mehr als die Hälfte aller Posts (55,6 %) wurde von den Parteien so formuliert, dass bei ihrem Zielpublikum Ärger ausgelöst wird. Mit einem Anteil von 39 % folgt an zweiter Stelle die gegenteilige Emotion – Beiträge, die Freude auslösen sollen, machten mehr als ein Drittel aller veröffentlichten Posts aus. Erst mit großem Abstand folgen die negativen Emotionen Trauer und Angst.
Wut ist nicht nur die Emotion, die am häufigsten kommuniziert wurde, sie erzeugte auch mit Abstand die größte Anzahl an Likes, Kommentaren und Shares pro Post. Mit einer durchschnittlichen Interaktionsrate von 5,59 % liegen diese Posts insgesamt an erster Stelle. Dies ist insofern bedeutend, als eine hohe Interaktion tendenziell dazu führt, dass die Algorithmen der Netzwerke diese Posts vermehrt ausspielen und so die Reichweite der Posts steigt. Wütend machende Posts erreichten folglich die meisten Nutzer. Den zweithöchsten Anteil an Interaktionen erzeugten Beiträge, die Freude kommunizierten, mit einer durchschnittlichen Interaktionsrate von 3,44 %.
SPD, CDU und Grüne kommunizieren hauptsächlich positiv
Schlüsselt man die kommunizierten Emotionen nach Parteien auf, zeigt sich, wer seit Beginn des Wahlkampfs hauptsächlich auf positive und wer auf negative Emotionen setzt. Die SPD, CDU und die Grünen vermittelten in ihren Posts hauptsächlich die Emotion Freude. Etwa zwei Drittel aller im Untersuchungszeitraum veröffentlichten Posts waren positiv formuliert. Am zweithäufigsten teilten alle drei Parteien Wut; an dritter Stelle lagen Beiträge, die bei ihrem Zielpublikum Trauer auslösen sollten.
Die meisten Interaktionen erhielten bei der SPD Posts, die Angst vermittelten (3,44 %), gefolgt von Freude (3,21 %) und Wut (2,63 %). Bei CDU und Grünen wurde von den Nutzern am häufigsten mit Beiträgen mit der Emotion Freude interagiert (3,08 % bzw. 6,14 %).
Bei FDP, Linken, BSW und AfD überwiegt Wut
Vor allem FDP, Linke, BSW und AfD kommunizierten überwiegend negative Emotionen. Beiträge, die darauf abzielten, Wut bei ihrem Zielpublikum auszulösen, standen bei diesen vier Parteien mit Abstand an erster Stelle. Die AfD sticht hier besonders heraus: Mit einem Anteil von mehr als 96 % schien sie fast ausschließlich wütend formulierte Posts auf Social Media zu teilen.
Obwohl diese Beiträge die meisten Nutzer-Interaktionen erzeugten, schneidet die AfD mit ihrer Strategie bisher auf Social Media nicht besonders gut ab. Die Interaktionsrate der wütenden AfD-Posts lag mit 2,64 % im Vergleich zu den anderen Parteien nicht besonders hoch. Ganz im Gegensatz zur FDP, die mit ihren wütend formulierten Posts seit dem Koalitionsbruch eine besonders hohe Interaktionsrate von 21,38 % erzielen konnte. Auch bei der Linken erzeugte Wut die meisten Interaktionen (3,54 %), während beim BSW traurige Beiträge mit einer Interaktionsrate von 5,86 % an erster Stelle standen.
Fazit
Unsere KI-gestützte Analyse der veröffentlichten Beiträge seit dem 6. November zeigt vor allem eines: Alle deutschen Parteien scheinen sich der Wirkung der negativen Emotion Wut im Social-Media-Wahlkampf bewusst zu sein. Beiträge, die die Wähler potenziell aufwühlen und wütend machen, werden im Durchschnitt am häufigsten gepostet und erhalten insgesamt gesehen auch den größten Anteil an Likes, Kommentaren und Shares pro Follower.
Schlüsselt man die vermittelten Emotionen nach Parteien auf, kommunizieren die mitgliederstärksten Parteien SPD, CDU und Bündnis90/Die Grünen jedoch viel positiver als der Durchschnitt. Überdurchschnittlich viele Beiträge, die Freude vermitteln sollen, lassen den Eindruck aufkommen, dass diese drei Parteien gerade in diesen unsicheren Zeiten Zuversicht erzeugen wollen.
Im Gegensatz dazu kommuniziert die FDP ihren Ärger über den Bruch der Ampelkoalition scheinbar sehr direkt und erzielt damit eine besonders hohe Interaktionsrate. Ob die Nutzer sie in den Kommentaren mit Zustimmung belohnen oder ob es sich dabei hauptsächlich um Kritik nach dem Koalitionsbruch handelt, sei dahingestellt.
Die Linke, das BSW und die AfD setzen in ihrer Social-Media-Kommunikation wie bereits vermutet hauptsächlich auf negative Emotionen. Wie von den Oppositionsparteien zu erwarten war, scheinen sie bei ihrer Zielgruppe primär Ärgernis über die aktuelle Politik auslösen zu wollen, um Wählerstimmen für sich zu gewinnen.
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